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Schuldnerberatung im Wohnprojekt

Sebastian Mettmann

Schuldnerberatung im Wohnprojekt

Haftentlassene Menschen sind weit überdurchschnittlich überschuldet. Schulden sind häufig schon vor der Straftat entstanden und nicht selten Auslöser für kriminelles Verhalten. Außerdem entstehen auf Grund von begangenen Straftaten vielfach neue Forderungen in Form von Schadensersatz- und Schmerzensgeldforderungen sowie Verbindlichkeiten aus den Straf- und Gerichtsverfahren. Parallel dazu laufen bei Inhaftierung Verträge für Versicherungen, Mobilfunk, Miete und Nebenkosten weiter, wenn kein familiärer Rückhalt besteht, der sich der Regelung dieser Themen annimmt. Während einer Inhaftierung bleiben auch finanzielle Verpflichtungen für Miete, Unterhalt und Versicherungen bestehen. Bei Inhaftierung gilt der Klient dann bei Gläubigern als „unbekannt verzogen“, Inkasso-Unternehmen und Gerichtsvollzieher werden in der Folge eingesetzt.
 
In den Gesprächen mit dem Sozialarbeiter wird die Schuldenproblematik zeitnah thematisiert, denn Schulden hat fast jeder Klient der Sozialberatung. Oft ist eine schnelle Regulierung dringend erforderlich, um erneute Haft zu vermeiden und die Reintegration in die Gesellschaft zu ermöglichen. Der Handlungsdruck der Klienten ist besonders, denn gerade Geldstrafen müssen zeitnah beglichen werden, da sonst eine erneute Inhaftierung droht. Auch die Motivation ist kurz nach der Haftentlassung besonders hoch, sodass eine lange Wartezeit nicht hingenommen werden kann.
 
Für das sehr komplexe Thema der Schuldenregulierung bedarf es einer professionellen Unterstützung, die zeitnah nach der Haftentlassung beginnen muss, denn bereits kleine Geldstrafen können zu erheblichen Schwierigkeiten bei der Integration auf den ersten Arbeitsmarkt führen. Aus Erkenntnissen der Resozialisierungsarbeit im betreuten Wohnen haben Hilfsangebote, die niedrigschwellig vor Ort angeboten werden eine höhere Erfolgsquote als klassische Beratungsstellen mit Komm-und-geh-Strukturen. Daher wurde ein niedrigschwelliges Angebot der Schuldnerberatung in Wohnprojekten der Sozialberatung geschaffen. Die Beratung findet vor Ort in den Wohnprojekten statt und ermöglicht einen schnellen Einstieg in die Schuldenregulierung.

Während des zweijährigen Pilotprojekts wird die Sozialberatung Stuttgart den Bedarf an Schuldnerberatungen evaluieren und eine Verstetigung des Angebots prüfen. Die Vector Stiftung fördert das Pilotprojekt vor dem Hintergrund Verbesserung der Lebensverhältnisse wohnungsloser und straffällig gewordene Menschen.

 

Sebastian Mettmann

Tel. (0711) 32 06 71 78

Fax (0711) 46 14 22